Aachen Jumping Youngstars 2022
Sterne des Südens – Starke Bayern in Aachen
Noch biegen die besten Nachwuchs-Springreiter auf dem traditionsreichen CHIO Aachen-Gelände in die andere Richtung ab. Wenn sie ihre Pferde gesattelt haben, ging’s am Wochenende von den Stallungen aus wenige Meter in Richtung Norden – zur Albert-Vahle-Halle. Ihre großen Vorbilder hingegen biegen im Sommer Richtung Westen ab, zum legendären Hauptstadion. Viele der jungen Sportler, die von Donnerstag bis Sonntag in vier Altersklassen starteten, wird der Weg schon in wenigen Jahren in Richtung Westen führen.
Ava Ferch siegt im "Preis der Firma Kelleter – Ihr Generalunternehmer für den Innenausbau"
Kurios: Viele prominente Namen waren in diesem Jahr am Start: Brianne und Cecilia Beerbaum, Max Merschformann und Jolie Marie Kühner haben berühmte Reiter-Eltern, June Karlinder ist die Tochter von Moderatorin Charlotte Karlinder und Ava Ferchs Eltern sind der Schauspieler Heino und Vielseitigkeitsreiterin Marie-Jeanette Ferch. Und doch interessierte sich für die berühmten Eltern niemand am Wochenende, zu stark die Leistungen des reitenden Nachwuchses. Der größte Erfolg gelang dabei Ava Ferch. Die 14-Jährige, die in der Klasse der Children (bis 14 Jahre, auf Großpferden) startete und am bayrischen Ammersee zuhause ist, siegte im „Preis der Firma Kelleter – Ihr Generalunternehmer für den Innenausbau“. Der Sieg gelang der Mannschafts-Europameisterin im Sattel von Quintessa, die Taktik dabei denkbar einfach: „Ich habe einfach versucht, so schnell wie möglich zu sein.“ Zweite wurde Laura Hertz-Eichenrode mit Forever. Auf den dritten Platz kam Luise Konle, die sich damit gleichzeitig auch den Titel der „Children Championesse 2022 präsentiert von UVEX“ sichern konnte. Entsprechend zufrieden zeigte sie sich mit ihrem Wochenende: „Meine Pferde waren super drauf, die haben sich hier richtig wohl gefühlt und bin einfach super glücklich über den tollen Erfolg.“
Leonie Assmanns genialer Plan im NetAachen-Preis
Und es sollte ein aus bayrischer Sicht erfolgreiches Turnier bleiben. Denn auch für Leonie Assmann aus Sigmarszell am Bodensee dürfte die rund siebenstündige Heimfahrt eine vergnügliche werden. Denn der Plan der 15-Jährigen ist voll aufgegangen: „Ich bin hier schon angetreten, um wieder zu gewinnen.“ Ein Plan, ebenso einfach wie genial. Schon im Vorjahr gewann die schwäbische Ponyreiterin den NetAachen-Preis, nun konnte sie im Sattel der fixen Stute Hankifax den Titel verteidigen. Obendrein wurde sie auch „Pony Championesse 2022 präsentiert von UVEX“. Leonie geht in die 11. Klasse, klar, dass da ein Schwerpunkt auch auf der Schule liegt. Die Top-Priorität scheint woanders zu liegen: „Klar, Schule ist schon wichtig, aber beim Reiten möchte ich groß rauskommen.“ Wirklich verwundert das nicht, ihr erstes Shetty kauften ihr die Eltern – erfolgreiche Züchter –, da war Leonie noch gar nicht auf der Welt. Und auch der Erfolg in Aachen hat sich zumindest angedeutet – hörte ihr erstes Springpferd doch auf den Namen „Kaiser Karl“ und dieser gilt bekanntermaßen als Gründer Aachens, sein Pferd, so die Legende, habe dereinst die berühmten heißen Quellen Aachens mit den Hufen freigescharrt.
Charlotte Höing: Gemütlich zum Sieg im STAWAG-Preis
„Caboom“ vor „Zapzarap“ – das klingt nach Geschwindigkeit. Dabei ließ es Charlotte Höing im Stechen des STAWAG-Preises vergleichsweise gemächlich angehen. Und siehe da, der Plan ging voll auf. Zwar war sie die langsamste im Stechen dieser Kl. S** Junioren (bis 18 Jahre)-Prüfung, aber sie steuerte ihren Caboom als einzige fehlerfrei durch den Parcours. Im Sattel des zweitplatzierten Zapzarap saß Tjade Carstensen, der satte acht Sekunden fixer war als die Siegerin, aber eben einen Abwurf hatte. Charlotte Höing kam als einzige Starterin bereits mit einer ganz besonderen Erfahrung in die Soers: Sie weiß bereits, wie es ist, 100 Meter weiter im Hauptstadion zu reiten. Im Sommer war sie die deutsche Starterin bei den „Youth Equestrian Games“, den Olympischen Sommerspielen für Nachwuchsreiter, die im Rahmen des CHIO Aachen ausgetragen wurden. Dort hätte sie um ein Haar gewonnen, ein Abwurf am letzten Sprung machte den Traum zunichte. Bei den „Jumping Youngstars“ machte sie es besser. „Das Wochenende war unglaublich, Wahnsinn, viel besser als erwartet“, so die 18jährige Sportsoldatin aus dem westfälischen Warendorf. Klar sei sie mit dem Anspruch hergekommen, anzugreifen, aber „dass es mit dem Sieg endet, damit hätte ich niemals gerechnet.“ Junior Championesse wurde Romy Rosalie Tietje. Die 17-Jährige aus Eckernförde wurde Dritte im STAWAG-Preis, damit war ihr der Titel der Gesamtsiegerin nicht mehr zu nehmen: „Es war unglaublich und schwer in Worte zu fassen. Mein Pferd Cascadino hat das ganze Wochenende über einen Top-Job geleistet. Er ist so wahnsinnig gut gesprungen, dass ich reinreiten und es einfach genießen konnte.“
Großer Preis der Aachener Bank eG: „Das beste Wochenende, das beste Gefühl!“
Schlicht überwältigt war Charlotte Grave. Die 20jährige Studentin der Wirtschaftsinformatik gewann mit ihrer Stute Hella den Großen Preis der Aachener Bank eG, ein S***-Springen für Junge Reiter. „Ich kann es noch gar nicht glauben. Das beste Wochenende, das beste Gefühl“, sprudelte es aus ihr heraus und gleich der erste Gedanke galt, na klar, ihrem Pferd: „Das haben Hella und ich uns verdient, sie ist die Allerwichtigste, die beste Kämpferin.“ Und Gedanke Nummer 2? „Das wäre alles nicht möglich gewesen ohne den besten Trainer, meinen Freund Andre Schröder, das ist der Wahnsinn hier!“ Für Charlotte, die aus Tangermünde („Die schönste Stadt der Altmark“) stammt, war es mit Hella die erste schwere Prüfung dieser Klasse. Und nun? Irgendwann CHIO Aachen? „Eine Wahnsinnsvorstellung. Ich denke, wenn wir weiter kämpfen und weiter trainieren, dann wird das hoffentlich irgendwann möglich sein.“
„Abnormal, krass, unfassbar“ – auch Annika Betz suchte nach der richtigen Vokabel. Die 19-Jährige aus der Nähe von Stuttgart wurde „Junge Reiter Championesse präsentiert von UVEX“, also erfolgreichste Reiterin über alle drei Wetrtungsprüfungen hinweg: „Es ist einfach unfassbar, hier Hallenchampionesse zu werden, ich bin heute mein erstes S*** geritten, das Ganze kann man nicht in Worte fassen, wirklich unfassbar!“ Oder eben krass. Oder abnormal.