Ernährungsexpertin Pia Jensen im Interview

Dienstag, 4. Mai 2021

Ernährungsexpertin Pia Jensen im Interview

Pia Jensen ist Leistungssportlerin. Der 800-Meter-Lauf ist ihre Disziplin. Und sie ist studierte Sportwissenschaftlerin, Kochbuchautorin und Ernährungsberaterin. Ihr Anliegen: Sportler mit fundiertem Wissen dabei zu unterstützen, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Wie das funktioniert und worauf es bei der täglichen Ernährung ankommt, erklärt die 27-Jährige im Interview.

Foto: Pia Jensen

Was haben sie heute Morgen gefrühstückt?

Bei mir gab es heute früh ein Schokoporridge mit Banane, Mandelmus und Sojajoghurt.

Weil es gesund ist oder weil sie es wirklich mögen?

Mir schmeckt das wirklich gut. Ein Porridge lässt sich in sehr vielen Geschmacksrichtungen zubereiten. Ich denke da an Obst, Kerne oder Mandelmus. Das macht es auch zu einer sehr abwechslungsreichen Mahlzeit.

Sie selbst sind Leistungssportlerin. Gibt es bei Ihnen klassisch drei Mahlzeiten am Tag, also Frühstück, Mittagessen und Abendbrot?

Im Grunde genommen, ja. Aber es kann immer mal sein, dass sich die Mahlzeiten etwas verschieben. Ich orientiere mich da an meinen Trainingseinheiten. Es kommt auch schon mal vor, dass ich morgens nüchtern trainiere und dann eben erst um 10 Uhr ein Frühstück zu mir nehme. Aber es sind in der Regel immer drei Mahlzeiten, die über den Tag verteilt durch ein bis zwei Snacks ergänzt werden.

Mit Snacks meinen Sie jetzt aber keine Schokoriegel, richtig?

Nein, das sollten natürlich keine Zuckerbomben sein. Aber Sportler haben insgesamt einen höheren Energieverbrauch und müssen dementsprechende regelmäßig für Nachschub sorgen. Gute Snacks können beispielsweise Äpfel, Müsliriegel, Nüsse oder Trockenfrüchte sein. Dies sind nährstoffreiche Snacks, die einem als Sportler schnell verfügbarer Energie liefern. Für einen konstanten Blutzuckerspiegel und eine bessere Sättigung empfehle ich, diese Snacks immer mit einer Proteinquelle, wie z.B. Joghurt, Quark oder auch Harzer Käse zu kombinieren.

Was macht für Sie eine gesunde Ernährung aus?

Gesunde Ernährung ist nicht kompliziert. Wichtig ist, dass auf unserem Teller überwiegend Lebensmittel landen, die saisonal, natürlich und unverarbeitet sind. Wenn wir diese dann noch vielfältig und ausgewogen miteinander kombinieren, ist unser Körper mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen schon gut versorgt.

Was halten Sie von Nahrungsergänzungsmitteln?

Ich bin der Meinung, dass man sie bei einer ausgewogenen Ernährung grundsätzlich nicht braucht. Einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit kann aber natürlich immer auch mal eine Mangelerscheinung zugrunde liegen. Ein Blutbild leistet hier Aufklärung. Daran lässt sich ablesen, was dem Körper fehlt und was ihm gezielt zugeführt werden sollte.

Wie hängen Ernährung und Leistungsfähigkeit zusammen?

Als Leichtathletin weiß ich, dass das Training die Essenz der Leistungsfähigkeit ist. Aber wir werden nie das Beste aus uns herausholen und die gewünschten Erfolge erzielen, wenn wir uns falsch ernähren. Unsere Gesundheit und das, was unser Körper zu leisten im Stande ist, werden auch durch unsere Ernährung maßgeblich beeinflusst – sie bildet also die Basis für einen langfristigen Trainingsaufbau. Das heißt, unsere eigene Leistung kann durch eine gesunde und sportgerechte Ernährung nachhaltig optimiert werden.

Wie funktioniert das genau?

Sämtliche Anpassungsprozesse an Trainingsreize sind abhängig von der Verfügbarkeit von Energie über Makro- und Mikronährstoffe. Für die Entwicklung von sportlicher Leistungsfähigkeit ist das, was wir unserem Körper zuführen, also ein elementarer Baustein. Und auch die Wettkampfleistung ist abhängig von der richtigen Ernährungsstrategie. Das beste Training nützt nichts, wenn die Energie fehlt.

Gibt es Dinge, die Sportler mehr benötigen?

Ja, auf jeden Fall. Der Nährstoffbedarf eines Sportlers ist automatisch höher, weil ja mehr Energie benötigt wird. Was dem Körper aber genau zugeführt werden sollte, hängt auch mit der jeweiligen Sportart zusammen. Denn je nachdem, was der Körper leisten muss, benötigt er unterschiedliche Nährstoffe, die seinen Stoffwechsel beeinflussen und ihn leistungsstärker machen. Um nachhaltigen Erfolg zu generieren, bedarf es also individueller Ernährungsstrategien.

Gibt es etwas, das Reiter im Speziellen beachten sollten?

Der Pferdesport ist insofern besonders, als dass die Reiter auf dem Turnier eine konstante Energieversorgung über den gesamten Tag hinweg benötigen. Schließlich sind sie in der Regel über einen längeren Zeitraum hinweg mit ihrem Pferd unterwegs oder haben sogar mehrere Starts an einem Tag. Da ist es besonders wichtig zu wissen: Was esse ich? Wann esse ich? Was hilft mir, die Konzentration hoch zu halten? Es muss also so organisiert sein, dass der Reiter jeweils auf den Punkt bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit und Konzentration ist.

Das klingt alles sehr durchdacht und strukturiert. Gibt es auch Tage, an denen Sie „sündigen“?

Natürlich. Grundsätzlich bin ich kein Freund von komplettem Verzicht. Für mich ist es immer wichtig, eine alltagstaugliche Ernährung zu kreieren, die der Sportler langfristig umsetzen kann. Essen soll ja schließlich auch schmecken. Und ja, es darf auch mal eine Pizza sein. Aber ich weiß dann natürlich schon, dass ich in der Zeit, in der ich auf die Bestellung warte, schnell selbst hätte etwas zubereiten können. Auch in 15 Minuten kann man was Gesundes an den Start bringen.

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?

Ja, One-Pot-Pasta. Das ist einfach und geht ganz schnell. Nudel aufgießen, Zwiebeln, Tomaten, Paprikapulver und Oregano mit in den Top geben und kochen lassen. Kurz vor Ende der Garzeit noch frischen Blattspinat hinzugeben und mit zerbröseltem Fetakäse servieren. Lecker!

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