Soll ich mein Pferd impfen lassen?
Es gab viel zu besprechen bei der Online-Sprechstunde des CHIO Aachen CAMPUS zum Thema „equine Herpes-Virus“: Was ist das genau, was richtet er an, wie kann ich mein Pferd schützen? Viele von Euch waren dabei, um den Experten zuzuhören und ihnen Fragen zu stellen. Wir fassen die wichtigsten Aussagen für Euch zusammengefasst.
Angst und Verunsicherung sind groß. Der Ausbruch des Equinen Herpesvirus (EHV-1) beim Reitturnier im spanischen Valencia beunruhigt Pferdebesitzer weltweit und zieht sowohl national als auch international weitreichende Konsequenzen nach sich. So sind alle Pferdesport-Veranstaltungen vorerst ausgesetzt. „Wir stehen in regelmäßigem Kontakt zu allen Rückkehrern aus Valencia“, erklärt Sönke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), die aktuelle Lage. „Uns sind fünf Betriebe bekannt, in denen akute Krankheitsfälle bei Pferden vorliegen, die in Spanien vor Ort waren. Aber dieses Infektionsgeschehen hat zum Glück bislang auf keinen weiteren Stall übergegriffen.“
Wie aber erkenne ich eine Infektion? „Beim kleinsten Verdacht, dass das Allgemeinbefinden des Pferdes gestört ist, ist Fiebermessen die erste wichtige Maßnahme“, erklärt Dr. med. vet. Friedrich-Wilhelm Hanbücken, Leitender Tierarzt des CHIO Aachen. Hat das Pferd eine erhöhte Temperatur, sei in der jetzigen Situation die direkte Kontaktaufnahme zum Tierarzt sinnvoll. „Ein Nasentupfer zur PCR-Diagnostik kann ein mögliches Infektionsgeschehen frühzeitig aufdecken“, so der Veterinär, der aufgrund der Übertagung durch Tröpfcheninfektion an ein besonders achtsames Vorgehen in den Reitställen appelliert. Ein Stichwort ist hier auch die Separierung neu eingestallter Pferde für mindestens eine Woche.
Zudem sei es ratsam, sein Pferd impfen zulassen. „Aktuell sind in Deutschland nur 10 bis 15 Prozent der Pferde gegen Herpes geimpft“, weiß Dr. med. vet. Karsten Feige, Mitglied der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin. „Um unsere Pferdepopulation schützen zu können, müssen wir eine Impfrate von rund 90 Prozent erreichen.“ Eine Impfpflicht gibt es in hierzulande (noch) nicht. „Aufgrund der aktuellen Impfstoffknappheit ist eine solche Pflicht aktuell auch nicht umsetzbar“, erklärt Sönke Lauterbach. Wer jedoch die Möglichkeit hat, sein Pferd impfen zu lassen, sollte dies auch tun. Für Pferdebesitzer, die aufgrund möglicher Folgen eine Impfung scheuen, findet Dr. Hanbücken beruhigende Worte: „Natürlich sind wie bei jeder anderen Impfung auch, Fieber oder Schwellungen an der Injektionsstelle mögliche Impfreaktionen, aber ich kenne kein Pferd, das einen langfristigen Schaden davongetragen hat.“
Stefan Knopp, Leiter des CHIO Aachen Campus, war mit der Resonanz dieser Zoom-Sprechstunde sehr zufrieden. "Die hohe Aufmerksamkeit, die unsere Sprechstunde erzielt hat, zeigt, wie wichtig dieses Thema und wie groß die Beunruhigung diesbezüglich in Pferdekreisen aktuell ist. Unser Dank geht an die Experten und die Moderatorin, dass sie sich die Zeit genommen haben, um die vielen Fragen unserer Teilnehmer zu beantworten.“