Seminar auf dem CHIO Aachen CAMPUS: So klappt es mit der optimalen Prüfungsvorbereitung
Wie bereite ich mich optimal auf die nächste Prüfung vor? Das war das zentrale Thema des CHIO Aachen CAMPUS Seminars „Fit für den Parcours!“. In einem theoretischen und einem praktischen Teil bekamen die Teilnehmer hilfreiche Tipps von den Experten Matthias Bojer und Lars Meyer zu Bexten an die Hand. Am Ende war allen klar: Eine gute Vorbereitung fängt nicht erst auf dem Turnier an.
„Welche Herzfrequenz hat ein Pferd eigentlich im Springparcours?“, fragte Matthias Bojer vom Institut für Outdoor Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln in die Runde und blickte in viele fragende Gesichter. „Jeder Leistungssportler weiß das, egal welche Sportart. Nur die Reiter bei ihren Pferden nicht.“ Der Diplom-Sportwissenschaftler erlebe immer wieder, dass Reiter sich viel zu wenig mit Leistungsdiagnostik beschäftigten. Laut Bojer ist aber gerade das entscheidend: „Reiten ist Leistungssport. Das erfordert körperliche Fitness – von Reiter und Pferd“. Die Kondition müsse trainiert werden. Dabei gehe es aber nicht nur um den Erfolg auf dem Turnier, Fitness fördere auch Gesundheit und minimiere Verletzungen. Und wie man die Kondition des Pferdes am besten trainieren könne, darauf wusste der Experte eine knackige Antwort: Häufigkeit, Dauer und Intensität machen Ausdauer. Natürlich müsse man klein anfangen und langsam steigern – nicht alles auf einmal fordern. „Man kann zum Beispiel nach der Dressurarbeit eine kleine Galoppeinheit hinten dranhängen, erst zwei Minuten, dann drei bis hin zu zehn Minuten Galopp am Stück“, empfahl Bojer, der übrigens selbst erfolgreich bis zur Klasse S im Springsattel unterwegs ist. Ein weiterer Tipp: Am Tag nach dem Turnier keinen reinen Wiesentag, sondern besser ein lockeres „Abarbeiten“, zum Beispiel im leichten Sitz, einplanen.
Wichtig bei einer optimalen Wettkampfvorbereitung sei aber auch die Fitness des Reiters. Deswegen schlug der Experte Ausgleichssport vor: „Jeder Sportler macht das. Und so langsam wird das auch den Reitern bewusst, ich sehe immer mehr Profis in Fitnessräumen. Im Amateurbereich ist das aber noch ausbaufähig.“ Auch Physiotherapie beim Reiter sei ein bedeutender Faktor, denn wie soll ein Pferd gerade laufen, wenn der Reiter schief sitzt?
Nach dem interessanten Einblick in die Leistungsdiagnostik demonstrierte Lars Meyer zu Bexten, einer der renommiertesten und erfolgreichsten Springausbilder weltweit, gemeinsam mit drei Reitschülern ein optimales Warm-Up auf dem Turnier. Der Experte betonte aber, dass es wichtig sei, sich bereits vorher genug Zeit für das Abgehen des Parcours zu nehmen. Man solle sich genau überlegen, wie man reinreitet, wo man grüßen möchte und wie man den Weg zu Sprung eins wählt. „Der erste Sprung ist der schwierigste im Parcours“, erklärte Meyer zu Bexten. „Man muss erst noch seinen Rhythmus finden und ist vielleicht noch nicht zu 100 Prozent konzentriert. Da passieren schnell Fehler.“ Ein Tipp des Pferdewirtschaftsmeisters für bessere Konzentration: Den Parcours gedanklich immer wieder durchgehen – sogar mit der Farbe der Sprünge. Nicht nur der erste Sprung sei eine typische Fehlerquelle, sondern genauso der letzte. Hier helfe es, sich nach dem letzten Sprung noch eine Aufgabe zu suchen. Zum Beispiel: Wo pariere ich durch? So könne verhindert werden, dass man vor dem letzten Sprung schon die Ziellinie vor Augen habe.
Den Seminarteilnehmern wurde deutlich, dass das Mindset des Reiters eine große Rolle spielt. Beide Experten schlugen vor, immer positive Ziele zu formulieren: Also lieber „Ich konzentriere mich nur auf mich“ anstatt „Ich lasse mich nicht von anderen ablenken“. Unerlässlich sei aber dennoch ein gutes Zeitmanagement. „So 15 bis 18 Pferde sollte man für ein optimales Warm-up einplanen“, so Meyer zu Bexten. „Wie viele Pferde dann abgesprungen werden sollte, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich“. Es komme darauf an, dass man sein Pferd stets an den Hilfen habe und das durch leichte Tempounterschiede in den einzelnen Gangarten immer wieder überprüfe. Und das wichtigste: Rhythmus entwickeln. „Mit genug Rhythmus kommt die Distanz zum Sprung von alleine“. Dann kann im Parcours ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.